Petition richtet sich an: Deutscher Bundestag Petitionsausschuss
Open-Source-Software bildet heute das Fundament großer Teile der digitalen Infrastruktur – in Verwaltung, Wirtschaft, Forschung und im täglichen Leben. Selbst im aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung wird Open-Source-Software als elementarer Baustein zur Erreichung digitaler Souveränität genannt.
Dennoch wird die Arbeit, die tausende Freiwillige dafür leisten, in Deutschland steuer- und förderrechtlich nicht als Ehrenamt anerkannt. Dieses Ungleichgewicht zwischen gesellschaftlicher Bedeutung und rechtlichem Status gilt es zu korrigieren.
Als aktiver Contributor in Open-Source-Projekten fordere ich daher, Open-Source-Arbeit als gemeinwohlorientiertes Ehrenamt anzuerkennen – gleichrangig mit Vereinsarbeit, Jugendarbeit oder Rettungsdiensten.
Begründung
1. Open-Source trägt nachweislich zum Gemeinwohl bei
- Open-Source-Projekte schaffen freie, transparente und überprüfbare Software, die allen zugutekommt.
- Kritische Systeme wie Internet-Protokolle, Sicherheitsbibliotheken, Gesundheits-IT, KI-Frameworks, Energieverwaltung, Bildungstechnologien und Kommunikationswerkzeuge basieren maßgeblich auf freiwilligen Beiträgen.
- Ohne diese Arbeit wäre Deutschland digital abhängiger, weniger sicher und weniger innovativ.
Gemeinwohlorientierung ist ein zentrales Kriterium für ein Ehrenamt – und Open-Source erfüllt dieses in höchstem Maße.
2. Die Arbeit geschieht überwiegend unbezahlt – und ist freiwilliges bürgerschaftliches Engagement
- Die Mehrheit aller Entwicklungs-, Wartungs- und Dokumentationsleistungen erfolgt ehrenamtlich in der Freizeit.
- Contributor übernehmen Verantwortung für Sicherheit, Stabilität und Weiterentwicklung zentraler Softwarekomponenten, ohne Vergütung und oft ohne Anerkennung.
- Das Engagement ist vergleichbar mit Tätigkeiten in gemeinnützigen Vereinen, nur eben digital.
Die rechtliche Gleichstellung mit klassischem Ehrenamt wäre daher folgerichtig.
3. Gesellschaftliche Abhängigkeit ohne gesellschaftliche Anerkennung
- Staatliche Einrichtungen, Kommunen, Schulen und Unternehmen profitieren direkt von Open-Source-Bibliotheken, Frameworks und Tools.
- Sicherheitslücken wie „Heartbleed“ oder Log4Shell haben gezeigt, wie entscheidend die Arbeit der Maintainer für das Schutzinteresse der Allgemeinheit ist.
- Gleichzeitig fehlen Ressourcen und Strukturen, weil die Arbeit formal nicht als Ehrenamt eingestuft ist – und damit keinerlei steuerliche oder organisatorische Förderung erhält.
Dies erzeugt eine unausgewogene Verantwortungslast, die auf wenigen Freiwilligen liegt, während Millionen Nutzer*innen profitieren.
4. Anerkennung als Ehrenamt würde Rechtsklarheit schaffen
Durch eine formelle Anerkennung könnten:
- Aufwandsentschädigungen steuerfrei gewährt werden (Ehrenamtspauschale/Übungsleiterpauschale).
- Gemeinnützige Open-Source-Projekte eine leichtere Einstufung nach §52 AO erreichen.
- Contributor bei Haftungsfragen besser gestellt werden (analog zu §31a BGB für Vereinsvorstände).
- Projekte rechtssicher Kosten erstatten oder Spendenquittungen ausstellen.
Dies schafft Transparenz, Rechtssicherheit und Nachhaltigkeit im digitalen Ehrenamt.
5. Digitalisierung braucht freiwillige Kompetenz – und diese verdient Förderung
- Open-Source-Engagement erfordert hohe technische Kompetenz.
- Freiwillige Entwickler*innen leisten Arbeit, die Unternehmen ansonsten für hohe Stundensätze einkaufen müssten.
- Der Staat investiert Milliarden in Digitalisierung, ignoriert aber die Menschen, die die technologische Basis freiwillig pflegen.
Eine Anerkennung als Ehrenamt wäre ein kosteneffizienter Beitrag zur digitalen Souveränität Deutschlands.
6. Deutschland hinkt international hinterher
Andere Staaten fördern Open-Source-Engagement bereits durch:
- steuerliche Begünstigungen
- institutionelle Förderung
- Anerkennung gemeinnütziger Softwareentwicklung
Deutschland riskiert, im globalen Wettbewerb zurückzufallen, wenn Freiwilligenarbeit im digitalen Raum weiterhin strukturell benachteiligt wird.